WALLFAHRTSKIRCHE
HAFNERBERG
2019 Restaurierung der
Hencke-Pfliegler-Orgel von 1767
Disposition:
I.
Hauptwerk: |
C,D,E,F,G,A –
c3 |
Principal |
8´
C,D Holz, ab E Zinn, E-cs1
Prospekt |
Waldflöte |
8´
Fichte/Eiche, C-A gedeckt, B aus Zinn im Prospekt |
Octav |
4´
Zinn |
Spitzflöte |
4´
Zinn,
konisch |
Quint major |
3´
Zinn |
Superoctav |
2´
Zinn |
Quint minor |
11/2´ Zinn,
Rekonstruktiom |
Mixtur 4fach |
2´
Zinn,
2'- 1 1/3' - 1'-
1/2', Oktavrepetitionen auf c1
und c2 |
II.
Positiv:
|
C,D,E,F,G,A –
c3 |
Copel
|
8´
Fichte/Eiche/Apfelholz gedeckt |
Principal |
4´
C, D, E Holz offen, ab F Zinn, F-h1
Prospekt |
Flöte |
4´
Fichte/Eiche/Apfelholz, gedeckt,
Rekonstruktion |
Octav |
2´
Zinn |
Mixtur
3fach |
1´
Zinn, 1'- 2/3'-
1/2', Oktavrepetitionen auf c1
und c2 |
Pedal:
|
C,D,E,F,G,A –
a° fis°
und gis ° klingen Fis und Gis |
Subbass |
16´
Holz,
gedeckt, 20. Jhdt |
Principalbass |
8´
C,D Holz,
offen (Rekonstr.), ab E Zinn, E-a° Prospekt |
Octavbass |
8´
Holz,
offen, Rekonstruktion,
B aus Zinn im Prospekt |
Quintbass |
6´
Holz,
offen, 20. Jahrhundert |
Manualkoppel als Klötzchenkoppel
Pedalkoppel zum I. Manual als Ventilkoppel
Das beeindruckende Orgelwerk
wurde 1767 vom Wiener Orgelbauer Anton Pfliegler als sein erstes Opus
vollendet. Geplant und begonnen wurde es jedoch noch von seinem
Schwiegervater Johann Hencke, dessen Handschrift vor allem am großartigen
Prospektentwurf ablesbar ist.
Während der nachfolgenden Epochen erfuhr das Instrument einige
Veränderungen: Die Klaviaturen wurden erneuert, die Töne C,D,E der kurzen
Oktav wurden gekürzt, damit sich ein chromatischer Tonumfang von E-c3
ergab. Anstelle der Quint 11/2' wurde eine Gamba und
anstelle der Flöte 4' ein Salicional eingebaut. Die Pfeifen von Subbaß und
Octavbaß wurden wohl wegen Holzwurmbefall erneuert bzw. gegen ein Violon
8' ausgetauscht. Bei den Restaurierungen im 20.Jahrhundert wurden die
kurze Oktav wieder hergestellt und Quinte 11/2' und
Flöte 4' neu gebaut, jedoch waren Mensur und Bauweise nicht an Hencke und
Pfliegler orientiert.
Bei der jüngsten Restaurierung wurden Flöte 4', Quint
11/2'
und Octavbaß 8' wieder in der dem Originalbestand entsprechenden Bauweise
nachgebaut. Weil die ursprüngliche Disposition nicht überliefert ist,
mussten die mittlerweile bis auf den Prospekt verlorengegangenen
Pedalregister anhand von Indizien rekonstruiert werden. Der vermutlich auf
Hradetzky zurückgehende Subbaß war in Mensur und Bauweise so passend, dass
er übernommen wurde. Der von Donaubaum gebaute Quintbaß wurde ebenso
übernommen. Er macht den Pedalklang transparenter und verstärkt zugleich
den Baß, was uns für den großen Kirchenraum passender schien, als ein 4'
Register oder eine Pedalmixtur. Ohnehin wären von einem solchen Register
einzelne Pfeifen anstelle der hölzernen Attrappen in den Prospekt
abgeführt worden, wie es in der Maria-Dreieichener Orgel geschah. Dafür
gab es aber keine Anhaltspunkte. Für den in einigen Pfliegler-Orgeln erhaltenen
Octavbaß als zweites 8'-Register im Pedal sprach, neben den erhaltenen
Rasterbefestigungen, eine zusätzliche Prospektpfeife B, die mittels
Kondukte vom Pfeifenstock des Octavbaß gespeist wurde. Analog dazu fand
sich auch im Hauptwerksprospekt eine zweite ungenutzte B-Pfeife. Weil in
der Waldflöte das B die einzige erneuerte Pfeife war, schlossen wir
daraus, dass auch diese Prospektpfeife mitbenutzt wurde. Die Waldflöte war
zuletzt durchgehend gedeckt gebaut, jedoch führten uns die weite Mensur,
die andersartigen Spundgriffe und nicht zuletzt die Prospektpfeife zu der
Überzeugung, dass dieses Register ursprünglich offen gebaut war. Daher
wurden die Pfeifen von H bis c3 angelängt und mit Stimmhölzern
und -blechen versehen.
Als weitere Besonderheit existieren im Hauptwerksprospekt trotz der kurzen
Oktav zwei Pfeifen Fis und Gis für die es in der Windlade eigene Ventile
und - nur in der Schleife des Principal 8' - Bohrungen gibt. Spuren in der
Traktur ergaben, dass diese Pfeifen nur über die Pedalkoppel gespielt
werden konnten. Mit der Wiederinbetriebnahme erklingen nun - analog zum
Pedalwerk - auf den Tönen fis° und gis° die Pfeifen eine Oktave tiefer.
Die ursprüngliche Balganlage wurde bei einem Einsturz der Glockenstube
zerstört. Zuletzt versorgte ein Gebläse mit angeschlossenenem
Schwimmerbalg die Orgel. Beim Abbau fanden sich aber noch zwei, nicht mehr
ganz vollständige Balgplatten. Durch sie konnten Größe und Bauart der
ursprünglichen Blasbälge zweifelsfrei festgestellt werden. Die beiden
alten Platten wurden stabilisiert, ergänzt und mit neuen Falten zu einem
Blasbalg zusammengefügt. Zwei weitere baugleiche Bälge wurden neu gebaut.
Die drei Bälge wurden in einem neuen Gestell in der Turmkammer neben der
Orgelempore installiert und sind nun wieder mittels Tretanlage zu
bedienen. Für gewöhnlich sorgt jedoch ein frequenzgesteuertes Gebläse für
die zum Windverbrauch passende Balgfüllung. Schließlich ergänzten wir noch
eine Kalkantenglocke dessen Zug sich nun anstelle des alten
Gebläseschalters symmetrisch in die Spielanlage einfügt.
Die zuletzt eher gleichstufig temperierte Orgel wurde mit einer
charaktervollen und das Pfeifenwerk nicht zu stark überformenden 1/6-Komma
Stimmung versehen. |
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