HÖFLEIN AN DER DONAU
Pfarrkirche
St. Margaretha
2023 Neubau
unter Einbeziehung der historischen Orgel
II / P 13 Register
I. Hauptwerk: |
C – f´´´ |
Principal |
8'
C-Gs aus Coppel, A-ds1
Prospekt, ab e1 1882 |
Coppel |
8'
C-h° Holz; ab c 45% Zinn, konisch, neu |
Salicional |
8'
C-H gedeckt, ab c° offen, Zink/Zinn, ca. 1955 |
Octav |
4'
C-H Holz offen, neu, ab c° Zinn, 1882 |
Superoctave |
2'
Zinn, 1882 |
Mixtur 3fach |
1' Zinn, 1882 |
II. Positiv |
C – f´´´ |
Nachthorn |
8'
Holz gedeckt, neu |
Flöte |
4'
Holz ged., ab cs1 Rohrgedeckt, ab fs2 offen |
Dulciana |
4'
C-A Holz gedeckt, ab B Zinn, neu |
Principal |
2'
Zinn, neu, C-b° im
Prospekt |
Pedal:
|
C
–
d´ |
Subbaß |
16´
Holz, gedeckt, 2002
|
Octavbaß |
8´
Holz offen, neu |
Choralbaß |
4'
C-F aus Octavbaß, ab Fs Zinn, neu |
Koppeln: I-P, II-I
Kalkantenglocke
Die Pfarrei Höflein an der Donau gehört kirchlich zum Stift
Klosterneuburg. Die Orgelgeschichte der Pfarrkirche beginnt 1882 mit der Errichtung einer
einmanualigen Orgel durch den Klosterneuburger Orgelbauer Franz Reusch
(1817-1887). Dieses Instrument besaß fünf Manualregister und einen
offenen Octavbaß 8' auf einer gemeinsamen Windlade. Der Spieltisch war
in die barocke Emporenbrüstung eingebaut. Das Orgelwerk stand im
Turmbogen hinter dem heute noch existenten Prospekt. In der
Nachkriegszeit wurden noch ein Salicional 8' auf einer pneumatischen
Zusatzlade eingesetzt, sowie sämtliche Holzpfeifen bis auf den offenen
Octavbaß erneuert. Um die Jahrtausendwende konkretisierten sich die
Planungen, die Orgel auf zwei Manuale zu erweitern und mit einem 16' im
Pedal auszustatten. 2002 entließ man das Instrument aus dem
Denkmalschutz, baute den alten Spieltisch zu einem Brüstungswerk mit
neuer zweimanualiger Spielanlage um, und platzierte hinter der alten
Windlade im Turmbogen noch ein neues Pedalwerk mit zwei Registern. Das
Salicional 8' rückte auf den Platz des Octavbasses auf die alte
Windlade. Jedoch traten mit der Zeit Probleme in der Emporenstatik auf:
Das Brüstungswerk senkte sich ab, die Trakturstellung veränderte sich
stetig. Hinzu kam, dass das Pfeifenwerk nur schlecht für
Wartungsarbeiten zugänglich war: Das weit vorspringende Brüstungswerk
war nur von oben erreichbar; die Register des Hauptwerks konnte man erst
nach dem Ausbau vieler Pedalpfeifen stimmen. Darum wurden in den
letzten Jahren allmählich Überlegungen zur Zukunft der Höfleiner Orgel
angestellt. Sie reichten von einer lediglich statischen Sanierung und
Reparatur bis hin zu einem gänzlichen Neubau des gesamten Instrumentes
unter Einbeziehung des historischen Prospektrahmens. Beim einer
ersten Besichtigung stellten wir aber fest, dass sowohl das
Metallpfeifenwerk von 1880, als auch die noch erhaltene Technik, wie
Windlade, Wellenbrett und Blasbalg von passabler Qualität waren. So
reiften langsam aber stetig die Pläne, wie man die noch erhaltenen
Bestandteile der ursprünglichen Orgel von 1880 in ein neues Konzept
übernehmen könnte. Weil aber deren Urheber Franz Reusch in seinem
Schaffen nur ein einziges zweimanualiges Instrument gefertigt hat,
orientierten wir uns bei den Überlegungen zu Konzeption und Konstruktion
an dessen Lehrmeister, den Klosterneuburger Orgelbauer Johann Georg
Fischer (1769-1850). Nach Exkursionen zu einigen Instrumenten Fischers,
wie z.B. Großmugl (1833) und Theiß (1842) fiel schließlich die
Entscheidung für ein ungewöhnliches Konzept: Die erhaltene Substanz
von 1880 wurde gewissenhaft restauriert und ergänzt. Das Positivwerk mit
seinem grazilen 2'-Prospekt wurde nach Vorbild der Instrumente von
J.G.Fischer gestaltet. Ebenso orientiert sich die dahinterliegende
Spielanlage in vielen Details, wie z.B. der Stechermechanik, den
Tastenmaßen oder der Koppeleinschaltung an ihm. Das neue Pedalwerk fand
ganz hinten an der Kirchenrückwand in einer Mauernische Platz.
Erstaunlicherweise ist es aber trotzdem klanglich recht präsent. Teile
des Pfeifenwerks früherer Bauzustände, das von Mensur und Qualität her
passend war, nämlich die Prospektpfeifen des Hauptwerks, der Subbaß 16'
und das Salicional 8' wurden ins Konzept mit aufgenommen. Das Register
Coppel 8' war zuletzt durchgehend mit gedeckten Holzpfeifen besetzt, die
in der Nachkriegszeit eingebaut wurden und größtenteils auf neuen
Stockaufdopplungen standen. Nach der Entfernung der Aufdopplungen zeigte
sich anhand der gekesselten Stockbohrungen, dass das Register
ursprünglich ab c1 mit
Metallpfeifen besetzt war. Als Vorbild für die Rekonstruktion konnte
dann die Reusch-Orgel im benachbarten Kritzendorf dienen, wo die Coppel
8' ab c1 mit konischen
Metallpfeifen gebaut ist. Durch die
Notwendigkeit, dass die Emporenstatik ohnehin gesichert und erneuert
werden musste, fiel bereits im Vorfeld der Orgelarbeiten die
Entscheidung, die Empore um einen halben Meter nach vorne zu vergrößern.
Dadurch konnte nun auch das Positiv vollständig auf festem Boden
stehen, und dessen Pfeifenwerk lässt sich nun über seitliche Öffnungen
gut erreichen. Trotzdem waren die technischen Detailplanungen aufgrund
der engen Platzverhältnisse recht anspruchvoll. Daher konnte eine
Pedalkoppel zum II. Manual nicht realisiert werden. Immerhin gelang es
in der kleinen Mauernische noch ein drittes Pedalregister
unterzubringen, indem die tiefsten sechs Pfeifen des Choralbaß 4' aus
dem Octavbaß 8' transmittiert wurden. Nachdem das "neue, historische"
Instrument - wie auch die Orgeln von Fischer und Reusch -
unverkennbar der klassischen Epoche zuzuordnen sind, wurde die Orgel
abschließend in einer Fünftelkomma-Stimmung (Bach-Kellner) temperiert,
was sowohl dem historischen Pfeifenwerk, wie auch den ergänzten
Registern einen besonderen Charakter verleiht. |
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