Koppeln: II-I, I-P, II-P
Als das Projekt im Jahr 2020 in die
Ausschreibungsphase gelangte, standen von vornherein zwei
Gestaltungsrahmen für die Entwicklung eines Orgelkonzeptes fest: Zum
einen die bereits fertig ausgearbeitete Disposition von Mag. Gustav
Auzinger von der diözesanen Orgelkomission, der das Projekt von Anfang
an betreute. Zum anderen der dafür vorhergesehene, großzügige Platz auf
der Empore des wunderbaren spätgotischen Kirchenraumes. Nachdem sich
die vorgegebene Disposition am klassischen Orgelbau des 17. und frühen
18. Jahrhunderts orientiert, war es Ehrgeiz und Ziel, diesem Klang ein
adäquates Gesicht zu geben. So haben wir einen Gehäuseaufbau gestaltet,
der sich in der Formensprache und den Proportionen an eben diesem
Zeitraum orientiert. Die schwarz hinterlegten Schleiergitter und die
schlichten Profilleisten zeigen dem Betrachter jedoch, dass das
Instrument eindeutig der gegenwärtigen Epoche zuzurechnen ist. Dieser
Eindruck wird durch die eingebrannten Textbänder und Muster nach dem
Entwurf von Heribert Friedl noch unterstrichen. Auch im Orgelinneren
setzt sich die Verbindung aus barocker Orgelbaukunst und zeitgemäßen
Konstruktionsprinzipien fort: Das Pfeifenwerk steht auf gespundeten
Windladen aus Massivholz, die mit Dehnungsfugen ausgestattet sind, um
Schwankungen der Luftfeuchte gut ausgleichen zu können. Die Spieltraktur
mit Wellen aus Eiche und Fichtenholzabstrakten ist an beweglichen
Winkelbalken abgespannt, damit der Tastengang konstant bleibt. Die
Registerzüge bewegen über lange Holzwellen mit geschmiedeten Armen und
eisernen Registerschwertern die Schleifen aus Eichenholz, die auf
Dichtungsringen auf langlebigem Kerntuch laufen. Die Windversorgung
erfolgt über zwei Keilbälge, die von einem Gebläse gespeist werden. Das
Instrument wurde konsequenterweise auch ungleichstufig nach Bach-Barnes
temperiert.
Wie in der Diözese Linz schon länger Usus ist, so wurde auch hier
eine Prospektgestaltung in Kooperation mit einem zeitgenössischen
Künstler angestrebt. Hierfür konnte der in Feldbach geborene Heribert
Friedl gewonnen werden, zu dessen Projekten vor allem
"non-visual-objects" zählen. Er reduzierte seine Gestaltung auf Texte
und Formen, die für immer in das Eichenholz des Orgelgehäuses
eingebrannt wurden: Auf dem Mittelkranz ein Textband auf Latein, auf dem
Untergehäuse die Zahlen 777 (das Gründungsdatum von Weisskirchen) für
die Vergangenheit, 2024 für die Gegenwart und drei Punkte für die
Zukunft. Und auf dem Notenpult eine aus dem Ortswappen entwickelte
Rosette.
Dazu Heribert Friedl:
"Die erste Überlegung war, die runde Form, mit Hilfe
von Lasertechnik, in das Holz zu brennen. Was mich an diesem Verfahren
störte, war das zu perfekte Ergebnis. Ich entschloss mich daher, mit
Hilfe einer ganz einfachen Umsetzung zu einem für mich passenden
Ergebnis zu kommen. Die „Wappenrosette“ wird mit Hilfe eines
Brandmalkolbens auf das Holz übertragen. Was mich an dieser Art
überzeugt ist, dass das „handschriftliche/handwerkliche“ dem Ganzen noch
eine zusätzliche “persönliche/menschliche” Note gibt. Auch etwaige
Fehler haben hier eine Berechtigung, Teil vom Ganzen zu sein."
Die Übersetzung des lateinischen Schriftbandes lautet:
DEIN WUNDERBARER KLANG WIRD UNS
IN DIE EWIGKEIT ZU DIR BEGLEITEN
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